Nach wie vor sind Gedanken zum Thema Sterben ein großes Tabu in unserer Gesellschaft, obwohl jedes einzelne Lebewesen diesen Weg irgendwann gehen muss. Den meisten macht es Angst, man möchte lieber nicht daran denken und schon gar nicht darüber sprechen, selbst wenn wir uns alle früher oder später mit dieser Thematik auseinandersetzen müssen und der Tod bzw. das Sterben zu unserem Leben gehört. Und natürlich ist es auch ein sehr persönliches Thema, bringt es doch all unsere Gefühle an die Oberfläche. Aber da so viele nach Sheila fragen und an uns denken (was mich sehr berührt) und es mir leider nicht immer gelingt, all eure lieben Mails und Kommentare zu beantworten, möchte ich hier ein paar Worte dazu sagen. Zumal sehr viele meiner Leser ebenfalls Tiere haben und all dies entweder schon durchgemacht oder irgendwann noch vor sich haben. Um es gleich vorweg zu nehmen: Sheila ist nach wie vor bei uns und es geht ihr den Umständen entsprechend so einigermaßen.
Am vorigen Wochenende ging es ihr so schlecht, dass wir schweren Herzens einen Termin vereinbart haben um ihrem Leiden ein Ende zu setzen - zumal auch die Untersuchungen am Sonntag und Montag entsprechend schlecht ausfielen. Vieles gab es zu planen und auch mit der Tierärztin abzustimmen, denn Sheila sollte hier zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung einschlafen dürfen. Doch exakt einen Tag vor diesem Termin fing Sheila wieder an zu fressen und Interesse am Leben zu zeigen. Ihr Blick wurde wieder klar, sie verlangte nach Leckereien und hatte plötzlich wieder Freude an kleinen Spaziergängen. Wir spürten ganz deutlich, ihre Zeit war noch nicht gekommen, sie ist noch nicht bereit zu gehen. Gerade in dieser letzten Phase ihres Lebens lehrt sich mich so unendlich viel. SIE LEBT GANZ IM HIER UND JETZT. Keine Angst vor dem was kommen wird, kein Blick zurück auf scheinbar sorglosere Tage, kein Jammern, keine Traurigkeit. Sheila zeigt mir, wie es ist, ganz im Augenblick zu leben.....nicht gestern, nicht morgen, sondern JETZT! Den Moment anzunehmen wie er gerade ist - das Schwierige und auch das Schöne - unabhängig davon, was morgen kommt.
Sheila liegt auf ihrer kuschligen Decke, genießt die Wärme und Fürsorge, ihre Lieblingsleckereien (wobei ihr - Labrador untypisch - nur noch sehr wenige Dinge schmecken) und sie ist so geduldig, wenn sie einen sehr schlechten Tag hat. Aber natürlich ist nicht alles "Friede-Freude-Eierkuchen" - es gibt auch Ängste und dieses ständige Auf und Ab ist belastend (bei uns geht das ja doch schon recht lange so), schlaflose Nächte inklusive - man will und muss eben genau den richtigen Zeitpunkt finden um (wenn nötig) einzugreifen. Nicht zu früh, weil man sich das nie verzeihen würde, aber auch nicht zu spät, um unnötiges Leiden und Schmerzen möglichst zu vermeiden. Jeder geht anders mit so einer Situation um, es gibt kein Patentrezept und man muss sich oftmals stündlich auf neue Gegebenheiten einstellen und Entscheidungen hinterfragen.
Inzwischen habe ich auch einige winterliche Elemente (wie z.B. den großen Holzstern) aus dem Schrank geholt, viel mehr soll es aber nicht werden. Ich habe in den letzten Jahren einfach gemerkt, dass ich unsagbar froh war, wenn ich direkt nach Weihnachten (oder noch während der Feiertage) all die weihnachtliche Deko wieder wegräumen konnte und sich das Haus möglichst clean und reduziert präsentiert. Wozu also einen Zustand herstellen, den man eigentlich ohnehin nicht haben möchte ;-). Außerdem - ihr seht es auf einigen Bildern hier - stehen bzw. liegen im Erdgeschoß mehrere Betten für Sheila (wie direkt neben dem Sofa z.B.)........damit ist es bereits voll genug im Haus und ich brauche nicht noch zusätzliche Deko.
Bei der jetzigen Wetterlage (20 Grad und viel Sonne) denkt man ja eher an Eis und fruchtig frische Obsttörtchen, aber ich bleibe bei meiner derzeitigen Lieblingskombi: Äpfel, Nüsse & Co. Auch wenn Freunde mal ganz spontan vorbeikommen ist das absolut perfekt........ist gesund und verbreitet Gemütlichkeit. Ganz schnell ein paar Äpfel mit etwas Marzipanfüllung in den Ofen geschoben, inzwischen Tee kochen, Kerzen anzünden, Mandeln und getrocknete Datteln auf den Tisch stellen und warten, bis sich himmlischer Bratapfelduft breitmacht.
Das ist so schlicht und unkompliziert und ich habe die Zutaten IMMER im Haus, da ich das ohnehin jeden Tag esse (außer Marzipan ;-). Die geflügelten Keramikschalen sind nun auch wieder ständig im Einsatz......perfekt für Müsli, Suppen oder eben Bratäpfel mit Vanillesoße. Was die "Tischdekoration" angeht: ich habe überhaupt kein Bedürfnis mehr aus dem Vollen zu schöpfen, so wie früher. Diese zarten Birkenzweige habe ich vom Spaziergang mitgebracht, dazu Stoffservietten aus Leinen....gerade die Reduktion auf das Wesentliche hat eine ganz eigene Schönheit. Am Sonntag darf es dann auch gerne mal ein Stück Kuchen sein :-).
Vor ein paar Tagen hätten wir nicht gedacht, dass wir dieses Wochenende noch mit Sheila spazierengehen können (diese Aufnahmen sind gestern entstanden). Es ist eine geschenkte Zeit und wir hoffen natürlich sehr, dass wir auch weiterhin immer die richtige Entscheidung für unser altes Mädchen treffen werden. Wobei wir nie vergessen dürfen, dass auch für jeden von uns jeder einzelne Tag ein Geschenk ist......manchmal gehen wir recht unbedacht und geradezu lieblos um, mit diesem Präsent - so als wäre es absolut selbstverständlich jeden neuen Morgen zu erleben. Der Blick aus dem Fenster lässt schon jetzt einen herrlich sonnigen Tag mit spätsommerlichen Temperaturen erahnen. Wie immer sich der Himmel bei euch zeigen mag, habt einen traumhaften Sonntag, genießt ihn mit allen Sinnen, zelebriert ihn wie ein Fest, mit all den großen und kleinen Freuden die euch heute begegnen werden!
Danke, dass ihr hier wart & alles Liebe, bis bald, herzlichst Jade & Sheila